25. Juni 2018

187. Generalversammlung der SGG

Die Gemeinnützigen trafen sich in Yverdon
Die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) führte am 7. Juni in Yverdon-les-Bains ihre 187. Generalversammlung durch. Und über 100 Personen nahmen an ihrer öffentlichen Tagung über die Rolle der Zivilgesellschaft in Frankreich, Deutschland und der Schweiz teil.

Den Auftakt bildete die Tagung über die Rolle der Zivilgesellschaft. Weil in der Schweiz weder eine Debatte noch eine politische Strategie bezüglich Zivilgesellschaft existieren, wurden Fachpersonen aus Frankreich und Deutschland eingeladen, um über die Verankerung des zivilgesellschaftlichen Engagements in der Politik unserer Nachbarländer zu referieren. Edith Archambault, emeritierte Wirtschafts- und Soziologie-Professorin der Pariser Sorbonne, referierte über die Beziehungen zwischen Staat und Zivilgesellschaft in Frankreich. Die französische Sozialpolitik funktioniert oftmals im Sinn einer Private Public Partnership, der sogenannten Co-Construction, bei der sich Staat und Zivilgesellschaft gemeinsam engagieren. Seit 1998 wirkt der Staat intensiv mit 18 karitativen Verbänden zusammen, um Armut und Ausgrenzung zu bekämpfen. Und wenn der Staat Gesetze mit Auswirkung auf die Organisationen der Zivilgesellschaft schaffen oder ändern will, muss er jeweils den sogenannten «Haut Conseil à la Vie Associative» (Hohe Rat für das Vereinswesen) konsultieren. Seit 2010 leisten jährlich 150’000 Jugendliche im Alter von 16-25 Jahren ein vom Staat organisiertes freiwilliges Sozialjahr, den sogenannten Service Civique. Konstantin Kehl, Dozent für Sozialmanagement an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW), sprach über Zivilgesellschaft und freiwilliges Engagement in Deutschland und der Schweiz. In Deutschland besteht geradezu eine politische und moralische Pflicht zum bürgerschaftlichen Engagement. Die zunehmende Arbeitsmarkt-Mobilität und die erhöhte Erwerbstätigkeit von Frauen wird in Deutschland als eine Chance für die Freiwilligenarbeit betrachtet. In Deutschland existieren eine staatliche Freiwilligenstrategie, ein staatliches Forschungsprogramm für Freiwilligenarbeit sowie drei staatliche Sozialjahrdienste für Jung und Alt. In der Schweiz, wo die Freiwilligenforschung von individuellen Akteuren erfolgt, plädierte Kehl für ein koordiniertes interdisziplinäres Forschungsprogramm.

An der 187. Generalversammlung der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) nahmen 80 ihrer 800 Mitglieder teil. Die meisten Anwesenden vertraten kantonale, regionale und lokale Gemeinnützige Gesellschaften, die seit über 200 Jahren die soziale Entwicklung der Schweiz prägen. Jean-Daniel Gerber, Präsident der SGG, begrüsste die Gäste aus allen Sprachregionen. Dann folgten Grussworte von Tristan Gratier (Präsident der Société Vaudoise d’utilité publique), Laurent Wehrli (Nationalrat und Stadtpräsident von Montreux) und Pascal Gafner (Gemeinderatspräsident von Yverdon-les-Bains). Jean-Daniel Gerber berichtete über die aktuellen Tätigkeiten der SGG: Am 1. August 2018 wird auf dem von der SGG verwalteten Rütli Bundespräsident Alain Berset die Festrede halten. Und es werden sich dort alle grossen Organisationen versammeln, die sich für den sozialen Zusammenhalt der Schweiz engagieren. Selbstverständlich wird dort auch der von der SGG vorgeschlagene neue Text der Schweizer Nationalhymne gesungen. Auf dem Rütli wird am 1. August auch ein kleines Museum eröffnet, das künftig Ausstellungen zu Schweizer Themen zeigen wird. Die SGG wird in den kommenden Jahren den vierten Schweizer Freiwilligenmonitor mit einer Online-Befragung durchführen sowie ein neues Projekt zur Förderung der Freiwilligenarbeit im lokalen Bereich starten. Die bestehenden SGG-Programme im Bereich der Generationenbeziehungen, der Berufsintegration sowie der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen sollen in der Suisse Romande stärker ausgebaut werden. Neu wurde in den SGG-Vorstand die in Genf lebende Kommunikations- und Marketing-Spezialistin Deborah Küttemann gewählt. Sie vertritt die Suisse Romande in der nationalen SGG-Leitung neben Elisabeth Baume-Schneider, frühere Regierungsrätin des Kantons Jura und heutige Leiterin der Hochschule für Soziale Arbeit in Lausanne.

Den Abschluss des Tages bildete eine Führung durch das Schloss Grandson. Nächstes Jahr wird sich die SGG am 13. Juni 2019 am anderen Ende des Landes treffen. In St. Gallen und auf der appenzellischen Schwägalp wird die SGG ihre nächste Tagung im Themenbereich Freiwilligenarbeit und Gemeinsinn sowie ihre 188. Generalversammlung durchführen.